Probiotische Lebensmittel mit entsprechendem Gehalt an probiotisch wirkenden Bakterienstämmen nehmen mittlerweile bekanntlich einen großen Stellenwert in der Gesundheitsprävention ein. Laut aktuellen Aussagen der Wissenschaft sollte ihr Einsatz nun auch bei Betroffenen einer Parkinson-Erkrankung zunehmend in Betracht gezogen werden.
Der Morbus Parkinson ist nach dem Morbus Alzheimer die zweithäufigste Erkrankung neurodegenerativer Art. Von den Menschen im Alter von über 60 Jahren sind 1 % davon betroffen. Es werden zwar immer erst die typischen Symptome wie das Zittern, der sogenannte Tremor, gesehen, wobei es jedoch häufig auch im Magen-Darmtrakt zu Beeinträchtigungen und Komplikationen kommen kann.
70 % der Betroffenen beispielsweise leiden an einer Verstopfung, da die wichtigen Darmbewegungen nur eingeschränkt funktionieren. Interessanterweise machen sich diese ersten Anzeichen häufig bereits viele Jahre vor den anderen typischen Symptomen einer Parkinson-Erkrankung bemerkbar.
Vor diesem Hintergrund ziehen es Mediziner mittlerweile in Betracht, einen vorteilhaften Einfluss auf die verantwortlichen neurologischen Veränderungen im Gehirn auch über die Darm-Hirn-Achse nehmen zu können. Bislang sind zwar wenige aussagekräftige Studien zu einer positiven Auswirkung von Probiotika in diesem Zusammenhang veröffentlicht, dennoch sind unterschiedliche Belege für eine entsprechende Wirksamkeit vorhanden.
So zeigte eine aktuelle Zusammenfassung verschiedener Studien in diesem Bereich auf, dass Probiotika bei den Verstopfungssymptomen von Parkinson-Patienten hilfreich sein können, um die Darmbewegungen wieder zu erhöhen. Außerdem konnten weitere positive Einflussmechanismen der Darmbewohner auf entsprechende Erkrankungen des Zentralnervensystems beobachtet werden. Berücksichtigt werden müssen dabei jedoch immer mögliche Wechselwirkungen mit den Medikamenten, welche die Betroffenen einnehmen müssen.
Weitere Forschungsarbeiten belegen, dass in den Probiotika grundsätzlich ein besonderes Potenzial steckt, um die Langlebigkeit der Menschen zu erhöhen. Bestimmte Bakterienstämme im Darm scheinen im Alter ausgeprägter und für die Gesundheit der älteren Generation besonders vorteilhaft zu sein. Dazu zählten unter anderem auch einzelne Bifidobakterium-Stämme, denen daher als sogenannte „next generation probiotics“ bereits eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Um das aus wissenschaftlicher Sicht besser beurteilen zu können, stehen weitere Untersuchungen an.
Lenzen-Schulte, M.
Parkinson, COVID-19 und Anti-Aging: Neue Indikationen für Probiotika
aerzteblatt.de
11/2022